"Für die Zukunft sehe ich die erhebliche Gefahr, dass die Bundesregierung, Koalition und Generalität nach den Gesetzen der Salamitaktik Anlässe suchen und Anlässe schaffen werden, um die Barrieren abzuräumen, die es gegenüber der Außenpolitik des vereinigten Deutschlands noch gibt. Als Vehikel dienen dabei die Menschenrechts- und Humanitätsfragen." Mit dieser Erkenntnis wartete Joschka Fischer noch Ende 1994 in der "Woche" auf. Wenige Monate vorher hatten US-Bomber im ersten aktiven Gefechtseinsatz der NATO seit ihrer Gründung vier serbische Kampfflugzeuge abgeschossen. Uli Cremer, bis 1999 Sprecher der grünen Bundesarbeitsgemeinschaft Frieden, zeigt, wie sich die NATO nach dem Fall der Mauer und dem Wegfall des gegnerischen Militärbündnisses neue Aufgaben gesucht hat: Märkte und Rohstoffe sichern, ein Bollwerk gegen Islamisten und Asiaten aufbauen. Und es ist auch Bestandteil dieser neuen NATO-Strategie, zum Erreichen dieser Ziele Kriege zu führen. Cremer plädiert im Gegensatz dazu dafür, die Vereinten Nationen - die von der NATO-Führungsmacht USA finanziell klein gehalten werden - politisch zu stärken. Deutschland solle sich als "internationaler Zivildienstleistender" betätigen, um Konflikte auf zivile Art und Weise zu schlichten.

Uli Cremer, Neue NATO - neue Kriege? Zivile Alternativen zur Bundeswehr, VSA-Verlag 1998, 155 Seiten, 11,66 EUR



15.08.2001


zurück


Seitenanfang