Mit der Wahrheit hat es die Bundesregierung während des Kosovo-Krieges nicht besonders genau gehalten. Auch wenn er es nicht mehr wiederholt: Bis heute hat sich Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping nicht von seiner Behauptung distanziert, dass die Serben Föten geröstet und mit Totenköpfen Fußball gespielt hätten. Selbst Kriegs-Befürworter geben inzwischen zu, dass Scharping mit diesen Behauptungen damals weit über das Ziel hinaus geschossen ist. Kriegs-Befürworter, die ernst genommen werden wollen, berufen sich meist auf das Massaker von Racak und auf den so genannten Hufeisenplan. Beide Thesen erschüttert der Bundeswehr-Brigadegeneral Heinz Loquai zutiefst und kann das mit vielen Quellen belegen. Was die Offiziellen der Bundesrepublik wirklich wussten, wo sie wider besseres Wissen Unwahrheiten verbreiteten - das kann auch Loquai nicht vollständig aufklären. Berichte der deutschen Botschaft in Belgrad zum Beispiel durfte er beispielsweise nicht zitieren. Die stellten, so Außen-Staatsminister Dr. Ludger Volmer (Bündnis 90/Die Grünen), "eine politisch sensitive Materie dar, deren Veröffentlichung unerwünschte politische Auswirkungen haben könnte." Ein Grund mehr dafür, dass die Regierung diese Dokumente zugänglich machen sollte.

Heinz Loquai: Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg. Die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999, Nomos Verlagsgesellschaft 2000, 183 Seiten, 19,94 EUR



15.08.2001


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