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Die Austrittswelle rollt - Jan-Christoph Neuhann
"Wir müssen unsere Kinder gegen Militarismus impfen, indem wir
sie im Geiste des Pazifismus erziehen."
Albert Einstein
Liebe Freundinnen und Freunde, sehr geehrte Damen und Herren!
Hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der Partei Bündnis 90/
Die Grünen. Nach dem Beschluss des Parteirats, militärische Aktionen
gegen Afghanistan "in kontrolliertem Ausmaß" zu unterstützen, ist
für mich die Mitgliedschaft bei Bündnis 90/ Die Grünen untragbar.
Es ist unfassbar, dass eine aus der Friedensbewegung entstandene
Partei nun einen Krieg unterstützt und mitträgt, bei dem "Kolateralschäden"
dank der "präzisen" Angriffe der USA und Großbritanniens gegen die
militärischen Einrichtungen der Taliban geduldet werden.
Auch die viel zu späte Reaktion der Parteichefin auf das Bombardement
von Afghanistan, nachdem die UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson
einen Angriffstopp gefordert hat, macht deutlich, dass für die Partei
die Kriegsführung ein Teil ihrer (Außen-)Politik geworden ist. Diese
Politik des Krieges werde ich nicht weiter mittragen.
Es erscheint mir nicht mehr möglich, in dieser Partei die ur-grünen
Grundsätze weiterhin durchzusetzen, nach der Farce des sogenannten
Atom-Ausstieges und nun der Beteiligung an einem Krieg scheinen
diese für immer begraben zu sein. Ich folge dem Beispiel Ilka Schröders,
die schon vor dem aktuellen Krieg die Lage der Partei treffend erfasst
und diese verlassen hat. Auch andere junge Menschen, die in der
Partei ihre pazifistischen, ökologischen und pluralistischen Ideale
umsetzen wollten, haben die Partei bereits verlassen.
Durch die Arbeit in der Partei habe ich viele wichtige Erfahrungen
sammeln können, die Zusammenarbeit war stets sehr angenehm. Ich
hoffe, dass die in der Partei Verbleibenden die Wandlung von Bündnis
90/ Die Grünen zu einer grünen F.D.P. aufhalten können.
Mit friedensbewegten Grüßen
Jan-Christoph Neuhann
Remscheid, den 15.10.01
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