Die Austrittswelle rollt -
Austrittserklärung Manfred Wolff

"Der Traum ist ein Traum zu dieser Zeit, doch nicht mehr lange, mach Dich bereit für den Kampf ums Paradies" Ton Steine Scherben aus der LP: Keine Macht für Niemand, 1972

Die Erwartung, über parlamentarische Beteiligung an einer Regierung Verbesserungen für Mehrzahl der Menschen in diesem UNSEREM Lande zu erreichen, ist beendet. 13 Jahre des Engagements (mal mehr mal weniger) für die Partei "Bündnis 90 / DIE GRÜNEN" haben seit dem Kosovo-Einsatz ein inneres und seit dem 16.11.2001 auch ein formales Ende gefunden.

Ich beende mit dem heutigen Datum meine Mitgliedschaft.

Das, was seit Freitag an Verlautbarungen kommt, ist nur noch Theater: Wenn der Hamburger Wissenschaftler Raschke (sicherlich vielen bekannt als Ratgeber dafür, wie die Grünen politikfähig/regierungsfähig werden konnten) am Samstagmorgen im Deutschlandfunk sagt, die "Vertrauensfrage diszipliniert die Abgeordneten", so ist dem nichts weiter hinzuzufügen. Wenn der Parteivorsitzende Kuhn sagt, die Grünen seien nicht unter Druck gesetzt worden, so mag das für ihn stimmen, viele sehen das sicher anders. Auch als derzeit noch 7,5%-Koalitionspartner muss man(n) sich nicht als Nasenbär durch die politische Arena ziehen lassen.

Meine Erwartungen an diese Partei mit diesem Führungspersonal (die Entscheidung über die Beendigung der Koalition kann nur eine Bundesdelegiertenkonferenz treffen; mit dieser Leitlinie gab auch Claudia Roth den von Schröder aufgemachten Druck gerade an die acht in dieser Frage noch auf dem Boden des grünen Programms stehenden Abgeordneten weiter) sind Null. Ich teile auch nicht die immer wieder gebetsmühlenartig geäußerte Einschätzung, dass rot-grünes Regierungshandeln überwiegend positiv zu werten ist:

Das, was man der politischen Rechten immer unterstellt hat, setzt die politische Linke? um:

  • Unter dem Stichwort des Erhalts der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft wird mit der Reform der Rentenversicherung ausschließlich den abhängig Beschäftigten das Geld aus der Tasche gezogen. (Die Beteiligung der Selbständigen und Beamten am Sozialversicherungssystem der BRD wurde nicht in Erwägung gezogen).

  • Jede/r, die mich auf der Straße anhaut "Haste mal ne Mark" so vor ein paar Jahren, und heute: "Haben Sie vielleicht etwas Kleingeld" erleichtert häufig etwas mein Portemonnaie und erinnert mich daran, dass es eine Vermögenssteuer in diesem Lande nicht gibt und die Erbschaftssteuer dringend reformbedürftig ist. Sollen diese Menschen aus den öffentlichen Räumen (Innenstädte, Bahnhöfe, ...) verdrängt werden, damit sich dieses Gefühl nicht bei zu vielen einstellt?

  • Die Bundeswehr wird außerhalb des Bundesgebietes eingesetzt, um die uneingeschränkte Solidarität mit den USA zu beweisen oder geht es nicht auch um andere Dinge wie Öl? Der von GRÜNEN proklamierte Begriff 'kritische Solidarität' wurde nicht z. B. damit gefüllt, dass von den USA die Anerkennung eines internationalen Gerichtshofes gefordert wird.

  • Restlaufzeiten für Atomkraftwerke werden garantiert - wozu eigentlich: Anträge auf neue AKWs gab es schon viele Jahre vorher nicht mehr. Und bei zwei noch nicht abgeschlossenen Projekten wage ich die Voraussage, dass nach der "Gesundheitsreform" die Kranken zur Kasse gebeten/gezwungen werden und nach der "Flexibilisierung des Arbeitsmarktes" zu Löhnen vergleichbar etwa mit denen in Polen zu bundesdeutschen Lebenshaltungskosten gearbeitet werden soll.

Dem Totschlagargument, dass es ja noch schlimmer kommen könne, folge ich nicht mehr.

Ich freue mich, dass es in den Jahren Viele gab, mit denen ich gemeinsam etwas machen konnte - vielleicht treffen wir uns in anderen Zusammenhängen mit vielen anderen Menschen wieder.

Manfred Wolff

2 Jahre im Vorstand der GABL Hannover (lang ist's her)

2 Jahre im Kreisvorstand KV Emmendingen (bis 1999)

3 Jahre im Ortsvorstand Denzlingen (bis jetzt)



28.11.2001


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