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Nach den Attentaten drohen die USA mit Vergeltungsschlägen.
Die Friedensbewegung in Deutschland warnt vor einer Eskalation der
Gewalt. Wir dokumentieren die Erklärung des Bundesausschusses Friedensratschlag
vom 12. September 2001.
Der Tag des schrecklichsten Attentats, das die Welt je erlebte,
der 11. September, ist gleichzeitig der von den Vereinten Nationen
eingeführte "Internationale Tag des Friedens". An diesem Tag sollte
die UNO-Generalversammlung in New York eröffnet werden. Am Vorabend
gab UN-Generalsekretär Kofi Annan aus diesem Anlass eine Erklärung
ab, in der es u.a. hieß: "Am Internationalen Tag des Friedens versuchen
wir uns eine Welt vorzustellen, die sich von der Welt, wie wir sie
kennen, ziemlich unterscheidet. Wir stellen uns vor, dass die Kriegführenden
ihre Waffen niederlegen und ihre Meinungsverschiedenheiten in Aussprachen
beilegen. Wir stellen uns vor, dass alle Regierungen auf den Willen
ihrer Bevölkerungen hören - und entsprechend handeln. Wir stellen
uns vor, dass die eigentlichen Konfliktursachen - Armut, Marginalisierung
und Gier - der Entwicklung und der Gerechtigkeit weichen."
Leider trifft nur der erste Satz aus der Erklärung Kofi Annans
heute noch zu: Nach den entsetzlichen Anschlägen in New York und
Washington, denen Tausende von Menschen zum Opfer gefallen sind,
unterscheidet sich die Welt fundamental von der, die wir bisher
gekannt haben. So sehr wir die grausamen Terrorakte verurteilen,
so sehr wir um die vielen unschuldigen Opfer trauern und mit ihren
Angehörigen mitfühlen, so sehr wir uns sehnlich wünschen, dass die
Verantwortlichen dieser Wahnsinnstaten zur Rechenschaft gezogen
werden, so sehr warnen wir aber auch vor voreiligen Verurteilungen
und vor unangemessenen Reaktionen.
Gegen Terrorismus und wahnsinnsgeleitete Aktionen blinder Gewalt
gibt es keinen hundertprozentigen Schutz. Eine Politik, die den
Terrorismus wirksam bekämpfen und eindämmen will, muss ihm den sozialen,
politischen und ideologischen Nährboden entziehen, in dem er gedeiht.
Ein Klima des Hasses und der Intoleranz und eine Politik, die Gewalt
mit Gegengewalt und Gegengewalt mit neuer Gewalt beantwortet, bereitet
auch den Boden für Terrorakte, deren Grausamkeit sich jeder menschlichen
Vorstellungkraft entziehen.
Wann endlich wird begriffen, dass Sicherheit heute nicht mehr
durch noch so "perfekte" militärische Sicherheitsvorkehrungen gewährleistet
werden kann? Nichts offenbart dies deutlicher als die Schutzlosigkeit
der Großmacht USA gegenüber den grauenhaften terroristischen Anschlägen.
Wann endlich begreifen die Politiker, die jetzt wieder nach mehr
Rüstungsausgaben, Waffen und Militär verlangen, dass Sicherheit
erst dann gegeben ist, wenn die Sicherheit des Anderen gewährleistet
ist? Dass Sicherheit heute nicht mehr nur militärisch, sondern vor
allem sozial, kulturell, ökonomisch und politisch begriffen werden
muss? Dass Sicherheit letztlich eine Frage der Gerechtigkeit ist?
Die Friedensbewegung plädiert aus all diesen Gründen für besonnene
Reaktionen der Politik. Dem Terrorismus durch zivile Maßnahmen und
durch die Stärkung des Rechts und der Gerechtigkeit den Boden entziehen
ist langfristig das bessere Mittel als der Gedanke an Rache und
militärische Vergeltung.
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